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Steinhude

Mit 13 erstmals zur Deutschen Meisterschaft

Die derzeit beste Zweier-Jugendbootsbesatzung des SV Stahl Finow Segeln hat es 2011 geschafft: bereits in ihrer ersten Saison in der für sie neuen vorolympischen Bootsklasse 420er (einer Zwei-Mann-Segeljolle von 4,20 m Länge) erreichten der 15-jährige Lukas Wiese und sein 13-jähriger Vorschotmann Hans Reinhardt die für die Teilnahme an der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft (IDJM) erforderliche Anzahl an hochrangigen Wettfahrten und Qualifikationspunkten.

Dazu mussten insbesondere mindestens neun Wettfahrten bei entsprechenden Ranglistenregatten (z.B. auf der Ostsee bzw. in anderen Bundesländern) gesegelt und dabei jeweils Platzierungen im ersten Drittel / in der ersten Hälfte erreicht werden. Im Mai 2011 war es soweit und so begann die Vorplanung für Anfang August.

Diesjähriger Ausrichter der IDJM und somit Gastgeber für die besten 105 deutschen Teams, die die Qualifikationsbedingungen erfüllt hatten (120 Besatzungen wäre die zulässige Maximalzahl gewesen), war der Segel-Verein Großenheidorn am „Steinhuder Meer“ nahe Hannover, der gemeinsam mit seinem Nachbarverein sowie mit Unterstützung des niedersächsischen Seglerverbandes und der Stadt Wunstorf ein „Top-Segel-Event“ auf die Beine gestellt hatte.

Die Anreise begann für die meisten Teilnehmer bereits am Sonnabend; Lukas und Hans folgten aufgrund der gleichzeitigen Deutschen Meisterschaft der Ixylon-Segler bei ihrem Heimatverein Stahl Finow jedoch erst am frühen Sonntag nach und hatten dadurch bereits am ersten Tag viel Stress vor Beginn des eigentlichen Segelns. Denn nach der Anreise mussten zunächst das Boot und die Segel neu vermessen bzw. die Messunterlagen neu überprüft, entsprechende Versicherungen vorgelegt und sogar noch bauliche Veränderungen an Mast und Großbaum vorgenommen werden.  Letztendlich konnte der notwendige Standard auch mit Hilfe eines örtlichen Segelbedarfshändlers, der extra am Sonntag auf hatte, erreicht werden, aber die Teilnahme an der ersten „Trainingsregatta“ (neudeutsch „pratical race“) verpassten Lukas und Hans.

Zum Glück „jagte“ ihr begleitender Trainer sie hinterher doch noch zum Einsegeln auf das Steinhuder Meer, denn am Folgetag Montag, dem eigentlichen Wettfahrtbeginn, folgte das „Grauen“ aller Segler, ein ganzer Tag ohne Wind! In der darauffolgenden Nacht stabilisierte sich jedoch die Wetterlage und am Dienstag konnten vier komplette Wettfahrten gesegelt werden. Dazu hatte die Wettfahrtleitung das Starterfeld in insgesamt vier fast gleichstarke Gruppen („fleets“) aufgeteilt, die in wechselnden Kombinationen jeweils zu zweit gegeneinander antreten mussten. In ähnlicher Weise wurde dann am Mittwoch, bevor der Wind wieder einschlief, noch zwei weitere Wettfahrten gesegelt und im Ergebnis aus den Ergebnissen dieser sechs Qualifikationswettfahrten zwei neue Startergruppen gebildet, die dann die Endplatzierung untereinander aussegelten.

Hans und Lukas waren zunächst mit der Startnummern 83 der blauen „fleet“ zugeteilt worden und hatten mit ihren ersegelten Ergebnissen zwischen dem 21. und dem 39. Platz in der jeweiligen Halbgruppe insgesamt den 72. Platz erreicht, so dass sie jetzt der so genannten „silver fleet“ zugeteilt wurden.

Dabei gestaltete das Segeln sich auf dem Steinhuder Meer nicht nur infolge fehlenden oder drehenden Windes als kompliziert. Zusätzlich war insbesondere die geringe Tiefe dieses „Schlammloches“ ein Problem.

Das Steinhuder Meer mit ca. 8 km Länge und ca. 4,5 km Breite ist nämlich durchschnittlich nur 1,35 m tief (2,9 m an der tiefsten Stelle) und somit bestand ständig die Gefahr, mit dem Schwert oder dem Ruder des Bootes irgendwo aufzusetzen oder sich bei einer möglichen Kenterung den Mast bzw. den Verklicker (das „Fähnchen“ an der Mastspitze, das die Windrichtung anzeigt) zu beschädigen.

Als dann am Donnerstag bei der zweiten der Endwettfahrten nämlich der Wind erneut aussetzte und die Wasserschiedsrichter sich in einer offenkundigen und nachträglich auch zugegeben Fehlentscheidung dazu entschieden, keine Regelverstöße auf dem Wasser mehr zu ahnden, passierte etwas noch nie Erlebtes!

Nicht nur das einige Bootsführer unerlaubte Pumpbewegungen mit dem Segel machten und andere hier durch „Wriggen“ (ruckartiges Hin- und Herbewegen des Ruders) für unerlaubten Vortrieb sorgten sowie Dritte mittels ihrer „Spinnaker-Bäume“ zu Paddeln anfingen- nein die frechsten (oder cleversten?) Bootsführer stiegen einfach ins Wasser und schoben ihre Boote durchs Ziel!

Die Wettfahrtleitung behalf sich damit, alle Boote, die innerhalb der vorgegebenen Zeit durchs Ziel gekommen waren zu werten und alle anderen nicht, so dass in dieser Wettfahrt nicht seglerisches Können sondern letztlich Glück und Frechheit den Sieg davon trugen.

Von den insgesamt drei Brandenburger Booten war eines unter den gewerteten, Lukas und Hans sowie das dritte Brandenburger Boot kamen leider wenige Sekunden zu spät durchs Ziel und konnten sich von dieser dadurch erhaltenen schlechten Wertung (DNF= did not finish) nicht mehr erholen und fielen in den bis Freitagabend insgesamt gesegelten fünf Endwettfahrten noch um drei Plätze auf Rang 75 (von 105) zurück.

Als beste Brandenburger Besatzung kamen Annalena und Florian Weichert vom SC Krüpelsee auf Platz 72, Carolin Buder und Laura Berner von Einheit Werder erreichten als drittes Brandenburger Boot letztlich Rang 87.

Lukas und Hans zogen abschließend ein positives Fazit von ihrer ersten gemeinsamen IDJM: „Es ist schon toll unter solchen Bedingungen und bei derart harter Konkurrenz zu segeln! Ein paar Plätze besser wäre natürlich wünschenswert gewesen, aber schaun wir mal aufs nächste Jahr. Wir werden uns bemühen!“

(Und mit der Teilnahme an der diesjährigen Werbellinseeregatta unmittelbar im Anschluss an die IDJM hat auch bereits die Qualifikation für das nächste Jahr begonnen. Erreicht wurde hier Platz fünf und damit auch bereits die ersten Punkte.)

Toralf Reinhardt