Brandenburger Segler auf der Berliner Meisterschaft erfolgreich
Am vergangenen Wochenende trafen sich die besten Berliner 420er-Mannschaften zu ihrer diesjährigen Meisterschaft beim Segelclub Nordstern Spandau am Tegeler See. Mit dabei natürlich auch die derzeit drei besten Brandenburger Jugendmannschaften – nicht, um Berliner Landesmeister zu werden, aber doch, um sich an der mehr oder minder bekannten Konkurrenz im Vorfeld der anstehenden Deutschen Meisterschaften zu messen. Und letztlich zeigten auch alle drei – in unterschiedlichem Maße und mit unterschiedlichem Glück- dass sie den Gegnern durchaus gewachsen sind.
Bei annehmbaren vier bis fünf Windstärken (in Böen bis sieben!) am Samstag brachten die Seglerinnen und Segler insgesamt drei Wettfahrten in voller „olympischer“ Länge (Dreieck-Schleife-Dreieck) hinter sich und beanspruchten dabei ihr Material wie auch ihre Kondition bis an die Grenze des Möglichen. Zahlreiche Sportler gingen im Wettfahrtverlauf zeitweise unfreiwillig „Baden“ und somit waren alle Wettfahrten von Anfang bis Ende äußerst spannend. Dazu kamen drehende Winde sowie Probleme mit der durchfahrenden Berufsschifffahrt und neugierigen Freizeitkapitänen. Und beim gerade 14 bis 16 Grad Celsius im Maximum ist Wassersport immer auch zusätzlich kräftezehrend.
Letztlich aber standen die drei Brandenburger Teams immerhin in der Zwischenwertung zunächst auf den Plätzen drei, fünf und sieben – bis zum Sonntag.
Bei deutlich weniger Wind, maximal wurden drei Windstärken registriert, teilweise wehte es kaum, wurden hier durch die Wettfahrtleitung erneut zwei Wettfahrten über die „Runden gebracht“.
Besser kann man/frau es auch kaum bezeichnen, denn die Regattaführung „verhedderte“ sich in den eigenen Vorschriften und deren Ausführung derart, dass zum Schluss eine ganze Wettfahrt annulliert werden musste. Zunächst starteten noch die zweite Klasse des Tages, die Piraten, wie gewohnt. Dann brach der Wind ein und der Start der 420er wurde abgebrochen und dann auch die Piraten zurück gerufen. Neuer Versuch- jetzt sollte es wegen des Windes einen verkürzten Kurs geben. Allerdings wurde nicht das jedem Segler bekannte Signal mit der Flagge „S“ (=Susi) gesetzt, sondern eine eigenständige Variante gezogen, wozu aber die notwendigen Vorschriften nicht erlassen worden waren…
Im Ergebnis fuhr ein Teil der Segler durch das Ziel, die anderen daran vorbei und die Dritten sicherheitshalber einmal nach der „Schleife“ und ein zweites Mal nach dem Schlussdreieck in dieses.
In der dann fünften Wettfahrt das Gleiche noch einmal, wieder die falschen Signale, aber immherhin von den meisten Seglern jetzt richtig interpretiert.
Naturgemäß führte dies bei dem engen Leistungsfenster der Berliner und Brandenburger Spitzensegler zu einer völligen Veränderung der Platzierungen und damit auch zu einer Veränderung der Gesamtergebnisse.
Als deshalb mit dem Einsetzen eines leichten Dauerregens gegen 15.00 Uhr die Wettfahrten auf dem Wasser endgültig beendet wurden, konnte sich niemand so recht auf die anstehende Siegerehrung freuen, sondern es begann unmittelbar die juristische Auseinandersetzung der Trainer, Eltern und Betreuer mit den Ergebnissen und den diesen zu Grunde liegenden offenkundigen Fehlern der Wettfahrtleitung. Letztlich musste deshalb aufgrund mehrerer Wiedergutmachungsanträge die vierte Wettfahrt komplett annulliert werden.
Jetzt folgte die zweite juristische Auseinandersetzung: da nur noch vier gewertete Wettfahrten zu Grunde gelegt werden konnten, ging es um die Frage, ob die schlechteste von allen in der jeweiligen Einzelwertung gestrichen wird oder nicht. Der ausrichtende Verein hatte dazu in den Segelanweisungen online und ausgedruckt zwei verschiedene Regelungen veröffentlicht (bei „mehr als drei“ oder bei „mehr als vier“)- ein Unding!
Letztlich wurde in dem bis 18.15 Uhr andauernden Streit (!) die Grundregelung der Berliner Meisterschaftsordnung zu Rate gezogen und „bei mehr als drei Wettfahrten“ die jeweils schlechteste Einzelplatzierung pro Boot annulliert. Dies begünstigt naturgemäß Sportler mit stark schwankenden Leistungen, während die konstanten Leistungsträger eher benachteiligt werden.
Letztlich wurden Carolin Buder und Laura Berner von SC Einheit Werder dennoch Dritte der Gesamtwertung, während Hans Reinhardt und Lukas Wiese vom SV Stahl Finow (mit einem gewerteten 5. und zwei 8. Plätzen) vom fünften auf den insgesamt neunten Platz (bei 45 gemeldeten Booten) zurückfielen. Florian und Annalena Weichert vom SC Krüppelsee ging es ähnlich, die als drittes Brandenburger Team mit einem gewerteten 3., einem 11. und einem 13. insgesamt Zehnter statt Siebenter wurden.
Dennoch ein Erfolg und ein Ansporn für die im Juni folgende Kieler Woche und im Juli folgende Deutsche Jugendmeisterschaft.
Toralf Reinhardt