SV Stahl Finow Abteilung Segeln Rotating Header Image

Geschichte unseres Jugendsports

Ab den 60er Jahren gibt es auch eine eigene Jugendabteilung. Zuerst ging es vor allem darum, den Kindern der Mitglieder eine Möglichkeit zum Erlernen des Segelsports zu geben. Aber schon bald kamen auch verstärkt Kinder der umliegenden Gemeinden zum Training.

Einen Höhepunkt bei den Aktivitäten erreichten wir Mitte der 80er mit Unterstützung des Walzwerkes, als wir mit großen Gruppen an jungen Seglern die Ranglistenregatten im Bezirk und auch DDR-Meisterschaften und -Spartakiaden besuchten.

Seit der Wende ist der Jugendsport allerdings auch unser großes Sorgenkind. Auf Grund des Mangels an Übungsleitern mußten wir den Trainingsbetrieb einschränken und die Regattaaktivitäten im Jugendbereich sind fast nur noch durch Engagement der Eltern möglich.

Unser Höhepunkt bei der Jugendarbeit ist aber nach wie vor das Trainingslager am Ende der Sommerferien.

Die Anfänge

Die Anfänge des Jugendsports reichen fast bis in die Anfangstage des Vereines selbst zurück. Schon früh wollten Seglereltern ihre Kinder zum Segeln führen und was lag da näher, als im eigenen Verein eine Jugendgruppe zu gründen. Zuerst wurden die Kinder auf Piraten trainiert, aber diese sind für kleine Kinder etwas sehr groß, da bot sich als Alternative der Opti an.

Eine erste Jugendgruppe bestand aus den Sportfreunden O. Hertel, P. Spolert, A. Große, M. Grüne, A. Klatt, und S. Spolert. Trainiert wurden sie durch H. Große und K.-H. Schittenhelm, später auch F. Loose. Es gab zuerst nur 3 Holzoptis und damit also eine Warteliste.

Das Training erfolgte lange Zeit nur am Wochenende und erforderte auch damals schon viel Einsatz der Eltern, sei es als Begleitboot oder zur Betreuung der Kinder bei Auswärtsregatten. Die ersten Cadets wurden 1972 angeschafft. Der legendäre C151 und die 216 bzw. 239 gehörten dazu. Das Training wurde dadurch vielseitiger, die Trainingsgruppe aber auch größer.

Und schon damals wollten unsere jungen Segler zu jeder Gelegenheit selbst trainieren und die Sportfreunde haben deshalb auch ständig außerhalb des organisierten Trainings nach Begleitbooten gesucht. Dabei blieb ihnen aber auch genug Zeit zu Wasserschlachten, Abenteuer, Spiel und Spaß.

Unsere Pirat-Jugend organisierte ihr Training selbst und wurde vor allem durch die Hilfe der erfolgreichen Seniorenmannschaften auf ein hohes seglerisches Niveau gebracht. Zeitweise gab es Patenschaften zwischen Senioren und der Jugend für die Bootsüberholung und den Regattatrimm.

Siebziger und Achtziger

In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre hatte die Jugendgruppe schon eine beachtliche Größe erreicht und in diese Zeit fallen auch die ersten Erfolge, so holte 1976 J. Hertel auf dem Opti O898 den ersten Platz bei der Bezirks- Kinder- und Jugendspartakiade in der Klasse B und wurde im folgenden Jahr Zweiter bei den Bezirksmeisterschaften.

Mit dem Bau der 2 Holzcadets C308 und C309 konnten die Erfolge auch im Cadetbereich wiederholt werden. 1981 belegten J. Hertel/ O. Winkelmann auf C309 bei der Ostseeregatta in Rerik den 3. Platz und bei der DDR-Meisterschaft im gleichen Jahr den 4. Platz.

Zu Beginn der Achtziger wurde alles auf ein höheres Niveau gestellt. Mit Hilfe des Walzwerkes und staatlicher Förderung konnten wir die Flotte um eine Reihe modernerer Optis und Cadets erweitern. Dazu kamen unsere zwei neuen Motorboote und eine Reihe fleißiger Trainer. Es gab drei Trainingsgruppen. Die Optis und Cadets trainierten an zwei Tagen je Woche und die Opti Anfänger einmal je Woche.

Durch eine gute Werbung wuchs die Jugendgruppe auf ca. 30 Segler, und zum Training waren immer mindestens 5 Cadets und 5 Optis auf dem Wasser. Seit dieser Zeit führten wir auch selbst zwei Trainingslager durch. Das erste fand immer in den noch sehr kalten Frühjahrsferien im Mai statt, das zweite am Ende der Sommerferien Ende August.

Das Training, aber auch das Wettkampfsegeln, waren damals gut durchorganisiert. Und unser Segeljahr bestand aus einer Vielzahl von Veranstaltungen, die jedes Jahr wieder besucht wurden. Nach dem intensiven Wintertraining war im Frühjahr der erste Wettkampf der Athletik-Test, der vor allem dazu diente, die allgemeine Fitneß der Sportler zu testen. Hier kam es für viele nicht unbedingt darauf an, erster zu werden, sondern überhaupt zu bestehen.

Die erste Regatta des Jahres war dann traditionell die Flakensee-Regatta bei Chemie Erkner. Der Flakensee ist ein besonderes Revier. Denn bei manchen Windrichtungen kam es vor, daß die Boje 1 von der Startlinie nicht zu erkennen war, da sie sich hinter der Ecke befand. Dazu kam, daß der Wind sehr gerne und auch sehr weit drehte. Und dadurch ab und zu die Extremsegler belohnt wurden, da sie einfach Glück hatten. Die Krönung war, wenn auch noch ein Schubverband von der Schleuse Woltersdorf kommend z.B. 3 min vor dem Start mitten durch die Startlinie fuhr. Dann war das Chaos vorprogrammiert.

Eine weitere Besonderheit war das Gelände des Vereins. Auf dem Weg zum Wasser mußten die Boote immer erst die Treppen hinab getragen werden. Und wenn wir wieder mal spät am Freitag abend kamen, waren die guten Plätze besetzt, unsere Boote standen oben und wir mußten sie jeden Tag tragen.

Nach dem Flakensee war immer unser Trainingslager auf dem Werbellinsee. Wetter und auch Wasser waren noch etwas kühl und so hielten sich alle etwas zurück und riskierten wenig. Aber durch dieses frühe Trainingslager waren wir immer gut gerüstet für die weiteren Regatten.

Die nächsten Reviere waren der Scharmützelsee und der Helenesee, ehe es bei uns zu Hause die Kreis-, Kinder- und Jugendspartakiade gab.

Da unser Kreis eigentlich nur aus den Vereinen des Sees bestand, kamen ab und zu auch Segler vom Wandlitzsee dazu, und so waren die Felder nicht ganz so klein.

Bald nach den Kreisspartakiaden kamen die Bezirksmeisterschaft bzw. die Bezirksspartakiade im zweijährigen Wechsel. Und hier wechselten auch die Reviere, so daß wir im Laufe der Jahre fast alle Reviere östlich von Berlin besucht hatten.

In den Sommerferien folgten dann die großen Regatten, wie z.B. die Ostseeregatta oder die DDR-Meisterschaften. Diese Regatten wurden nur noch von den besten Teams besucht. Austragungsorte für die DDR-Meisterschaften waren z.B. die Müritz, der Müggelsee und der Muldestausee bei Bitterfeld.

Mit der DDR-Meisterschaft an der Mulde, die 1984 stattfand, verbinden sich bei mir besondere Erinnerungen. Nicht, weil die Ergebnisse so gut waren, sondern wegen einiger interessanter Ereignisse. Es begann mit der Hinfahrt, wo uns auf dem Berliner Ring plötzlich ein Rad überholte und uns bewußt wurde, daß eine Achse unseres Trailers gebrochen war. Dadurch saßen wir plötzlich fest.

Es herrschte kurze Ratlosigkeit, aber zum Glück waren unsere Fahrer sehr einfallsreich und machten sich gleich daran, für Ersatz zu sorgen.

Der kam dann aber völlig unverhofft und viel schneller als erwartet. Denn plötzlich hielt ein LKW vom SCBG Grünau neben uns, die beiden Cadets wurden auf die noch freien Plätze auf dem Hänger verladen, wir wurden kurz darauf in den Bus des SCBG verfrachtet und so konnte die Fahrt unkompliziert weitergehen.

Der Muldestausee war dann ein eher unspektakuläres Revier. Am Rande eines Braunkohlereviers gelegen, bot er kaum landschaftliche Reize. Die Ufer waren kahl und glatt und das Wasser so schmutzig, daß die ersten Segler schon nach der Hälfte der Zeit wegen Hautproblemen behandelt werden mußten…

Nach den großen Regatten ging es in der Heimat weiter. Am Ende der Sommerferien wurde unser großes Trainingslager durchgeführt und die Sportler noch einmal auf die abschließenden Regatten des Jahres vorbereitet.

Als letzte Regatta stand immer die Regatta am Storkower See auf dem Programm. Der Termin lag immer um den Tag der Republik herum, und es war schon sehr kalt. Das besondere an der Regatta war, daß es entweder sehr viel Wind oder gar keinen Wind gab – und meist einige Wettfahrten deswegen abgesagt werden mußten. In einem der Jahre wurde auch den halben Vormittag der Start verschoben, da so dichter Nebel herrschte, daß wir kaum 50m weit sehen konnten.

Die Unterbringung bei den Regatten war meist sehr unkompliziert gelöst. So schliefen wir manchmal in Turnhallen, dann in Ferienlagern. Oder zelteten am Seeufer. Und es war bei einigen Seglern gut zu merken, daß vor allem das Nachher entscheidend war, ob die Regatta gut war, statt einer guten Plazierung.

Das intensive Training und die vielen besuchten Regatten gepaart mit dem guten Material und dem Einsatz einzelner Eltern führte dann auch zu einer Reihe von Erfolgen auf DDR-Ebene. So konnten im Jahr 1983 V. Knöfler/H. Reinhardt bei der Ostseewoche in Wismar auf dem Cadet C873 in der Gruppe B einen dritten Platz erringen. Im selben Jahr wurden sie bei der DDR-Kinder- und Jugendspartakiade in Berlin Vierte. Zwei Jahre später konnten sie den Erfolg in der Gruppe A wiederholen. Bei der Ostseewoche in Rerik wurden sie 5. der Gesamtwertung und damit zweitbestes DDR-Boot.

Das alles wurde aber auch durch die Hilfe des Walzwerkes ermöglicht. Es half uns nicht nur bei der Beschaffung von Material, sondern auch beim Besuch von Auswärtsregatten. Für den Transport der Kinder stellte es uns einen W50 mit Anhänger und einen liebenswürdigen Fahrer, dazu noch einen Barkas, manchmal auch einen Robur-Bus zur Verfügung.

Und für die Segler war es eine sehr schöne Zeit, als sie in solch großen Gruppen von teilweise über 20 Kindern und Jugendlichen an Regatten teilnehmen durften.

nach der Wende

Mit den geschichtsträchtigen Veränderungen in den Jahren 1989/90 hat sich auch im Jugendsport viel verändert. Die finanzielle und die materielle Unterstützung der Trägerbetriebe fiel weg und neue finanzstarke Sponsoren waren und sind nicht vorhanden.

Trotzdem hat die Abt. Segeln des SV Stahl Finow den Jugendsport nicht aufgegeben.

Junge Segler gab es genug im Verein, doch der Trainingsbetrieb mußte neu organisiert werden. Durch viel Engagement von einigen Sportsfreunden ist es auch weiterhin gelungen, junge Nachwuchssegler im Opti zu trainieren. Und auch die Piraten konnten noch einige Zeit erfolgreich betreut werden. So konnten wir in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts erfolgreiche junge Piratensegler hervorbringen.

Vor allem P. Ploschenz/ St. Golawski und J. Reißland/ P. Dressler waren viel unterwegs. Bei den Regatten mußten sich unsere jungen Segler oft durch ihr seglerisches Können gegenüber den materiellen Vorteilen anderer Sportsfreunde behaupten. Und für viele Gegner war das ein Wunder, „ein blaues Wunder“.

Später konnten auch die Kleinsten wieder Erfolge nach Hause bringen. Als Beispiele für eine aktive Teilnahme an Auswärtsregatten möchte ich K. Feige, A. Köppen, A. Kerkow, D. Große und K. Vorwerk nennen, die viele Jahre erfolgreich im Opti gesegelt sind.

Der letzte Sproß in dieser Entwicklung ist Christopher Jantz. Er wird in diesem Jahr seine Laufbahn im Opti beenden und kann in den letzten Jahren auf viele Erfolge im bundesweiten Wettstreit zurückblicken. Erste Plätze stehen bei ihm mittlerweile fast schon auf der Tagesordnung und auf Grund seiner Leistungen ist er bis in den D-Kader des Landes vorgestoßen und hat ein landeseigenes Boot erhalten.

All diese Erfolge konnten aber nur durch die aufopferungsvolle Unterstützung der Eltern erreicht werden, die viel Zeit, Geld und auch Kilometer in den Sport ihrer Kinder investierten, um sie zu all den Regatten und Trainingslagern zu bringen. Ihnen ist an dieser Stelle ganz herzlich zu danken.

Die Zeit der Ranglistenregatten im Bezirk Frankfurt/Oder gehört nun seit über 10 Jahren der Vergangenheit an. So hat sich das Angebot von Kinder- und Jugendregatten auf Revieren in unmittelbarer Nähe stark verändert, auch die Angebote auf dem Werbellinsee mußten sich an neuen Bedingungen orientieren. Eine Opti-Regatta konnte durch den Verein etabliert werden und erreicht immer wieder Teilnehmerzahlen von über 100 Optis.

Besonders stolz ist die Jugendabteilung des SV Stahl Finow jedoch auf die Aufrechterhaltung des Trainingslagers am Ende der jeweiligen Sommerferien. Diese Veranstaltung konnte in ihrer Popularität noch ausgebaut werden. So haben wir in den letzten Jahren zwischen 50 und 60 Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Bundesland Brandenburg in den unterschiedlichsten Bootsklassen und Leistungsstufen zu Gast gehabt. In einigen Jahren hatten wir auch internationale Gäste. Ein Geschwisterpaar aus Zypern nahm an unserem Trainingslager teil. Später erfuhren wir, daß das Mädchen zypriotische Meisterin im 420er geworden ist.


Trainingslager 1997

Für solch eine große Veranstaltung waren immer viele fleißige Hände notwendig. In jedem Jahr ist es gelungen Sportsfreunde zu gewinnen, die oft ihren Urlaub für den Kinder- und Jugendsport genommen haben und ihre Kraft, ob in der Küche oder als Trainer ehrenamtlich zur Verfügung stellten. Bei der Bedeutung des Trainingslagers für die jungen Segler hoffe ich, daß es auch in Zukunft gelingen wird, an diesen Erfolg anzuknüpfen.