SV Stahl Finow Abteilung Segeln Rotating Header Image

Die Sektion

Die Anfänge

Die Anfänge des Wassersports auf dem Werbellinsee reichen bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Unser Sportfreund Rudolf Sprenger, ein Mitbegründer unserer Sektion und seit 1991 Ehrenmitglied des SV Stahl Finow, erinnert sich noch gut an die Anfangsjahre. Damals gab es 3 Sportsegelboote und 1 Sportmotorboot auf dem Werbellinsee.

Bei schönem Wetter kamen auch aus dem Berliner Umland Gäste mit ihren Booten, die ebenfalls auf dem Werbellinsee segelten.


Das Bild zeigt eine Postkarte aus dem Jahr 1940.

Die ersten von diesen Gästen genutzten Liegeplätze befanden sich unterhalb der Gaststätte „Zum weißen Hirsch“ in Altenhof. Man segelte aus Spaß an der Freude und beeindruckte das staunende Publikum auf der Uferpromenade durch Schausegeln mit besonders viel Krängung.

Die Reederei Bade, heute weitergeführt unter dem Namen Reederei Wiedenhöft fuhr, auch damals schon Ausflügler über den See.

Die Sektion

Nach dem zweiten Weltkrieg, der einen extremen Einschnitt in die gesellschaftliche Entwicklung darstellte, kam der Sport nur langsam wieder in Schwung. Die Entwicklung des Segelsportes zu Beginn der fünfziger Jahre erfolgte im Rahmen der Betriebssportgemeinschaft Stahl Finow und ist sehr der Förderung des Sports in der DDR und der großzügigen Unterstützung durch das Walzwerk Finow zu verdanken

Im Jahr 1951 erfolgte die Gründung der Sektion Segeln gemeinsam mit den Kanuten unter dem Namen Sektion Wassersport. 15 Sportfreunde, zum großen Teil Angehörige des Walzwerkes, machten damals den Anfang.


Versammlungen konnten früher im kleinen Rahmen auch auf dem Steg stattfinden

Zunächst gab es nur private Boote der verschiedensten Klassen. So zum Beispiel die V-Jolle von Rudi Sprenger. Die ersten vier Vereinspiraten wurden jedoch schon im Frühjahr 1951 mit Geldern aus dem Prämienfond des Walzwerkes beschafft. Sie hatten so klangvolle und zuversichtliche Namen wie „Glück auf“, „Störtebecker“, „Sommerliebe“ und „Bummler“.
Diese aus Kiefernholz gebauten Piraten hatten ihre Stegplätze zunächst in Altenhof. Viele Sportfreunde von uns erinnern sich noch an diese Piraten, zumal einer von ihnen noch heute von Elsa Nordhof gesegelt wird.

In den folgenden Jahren kamen aber auch schon die ersten privaten Neubaupiraten von H. Große, U. Jarck und G. Winkelmann an den See und markierten so den Beginn der rasanten Entwicklung der Anfangsjahre. 10 Jahre nach Gründung hatte die Sektion bereits 140 Mitglieder mit 50 Booten.

Namen

In diesem Kapitel sollen wichtige Personen mit ihren Aufgaben aus der Geschichte des Vereines kurz benannt werden.

Der erste Sektionsleiter der Sektion Segeln war von 1951 bis 1957 Horst Kauschmann. Ihm folgten von

1957 bis 1961 Willy Käschner

1961 bis 1972 Paul Mier,

1972 bis 1974 Helmut Schönebeck und schließlich von

1974 bis 1976 Ulrich Reinhardt.

Seit 1976 leitet Hans-Joachim Lauk die Sektion. Auch nach der Umwandlung der Sektion Segeln in die Segelabteilung des SV Stahl Finow e.V. blieb Achim Lauk bis zum heutigen Tag unser Abteilungsleiter.

Achim Lauk bei seiner Festrede zur 50-Jahr-Feier der Abteilung, im Hintergrund sieht man den letzten der ursprünglich vier Piraten, die die damalige Sektion im Jahre 1951 als erste Vereinsboote beschaffte.

Die damals steile Entwicklung der Sektion haben wir aber auch Sportfreunden und Freunden des Sports zu verdanken, ohne deren Einsatz oder Einfluß der Aufbau unserer Segelsportanlage am Werbellinsee kaum möglich gewesen wäre, oder die sich mit sehr viel Engagement für die Entwicklung des wettkampforientierten Segelns einsetzten.
Hier jetzt Namen zu nennen ist gewagt, weil eine Aufzählung nur unvollständig sein wird. Stellvertretend für alle, die uns seinerzeit sehr unterstützten, möchten wir doch nennen:

– Bruno Rossow, damals Produktionsleiter im VEB Walzwerk Finow und aktiver Piratensegler

– Willibald Pritzsche, damals kaufmännischer Leiter im VEB Walzwerk Finow und jahrzehntelang 1. Vorsitzender der Betriebssportgemeinschaft Stahl Finow

– Herbert Gehrke und Harry Tyl, als Betriebsdirektoren unseres Trägerbetriebes Walzwerk Finow engagierte Förderer des Sports

– Erich Winkelmann, jahrelang unser Wettfahrtleiter, aber auch Regisseur und Förderer unserer wichtigsten Bauvorhaben

– Heidi und Ottmar Bierbrauer, Mariechen und Fritz Henseleit, Erna Sprenger

– Helmut Roll, über viele Jahre Lehrgangsleiter der Kurse zur Erlangung des Befähigungsnachweises Binnen- u. Seewasserstraßen sowie aktiver Regatta- und Fahrtensegler

– Uli Jarck und Günter Winkelmann, sie legten den Grundstein für das leistungsorientierte Regattasegeln in unserer Sektion

– Wolfgang Keicher, er stand uns über 20 Jahre als Wettfahrtleiter für alle wichtigen Regatten zur Verfügung

– Paul Josek, ehemals aktiver Piratensegler, jahrzehntelanger Mitarbeiter der Wettfahrtleitung und jetzt Ehrenmitglied des Sportvereins Stahl Finow e. V.

Wir erinnern uns aber auch sehr gern an unsere ehemaligen Ehrenmitglieder Rudi Sprenger und Alfred Krischker, die ihrem Verein bis ins hohe Alter von fast 90 Jahren treu blieben.

Veranstaltungen

Schon seit den ersten Tagen war eines der Vereinsziele, gemeinsam Regatten durchzuführen. Die ersten Regatten wurden bereits zu Beginn der fünfziger Jahre durchgeführt.

Traditionell findet am zweiten Wochenende im August die Werbellinseeregatta statt. Diese Bezeichnung trägt die Regatta jedoch erst seit dem Jahre 1960. Da sie aber in direkter Fortsetzung einer vorhergehenden Regatta zum gleichen Termin stattfindet, feiern wir in diesem Jahr schon das 49. Jubiläum.

Die gesegelten Bootsklassen veränderten sich dabei stetig. Fuhren in den ersten Jahren neben den Piraten noch H-Jollen und O-Jollen mit, stellen jetzt vor allem Piraten und Ixylon die größten Felder. Hier kommen fast alle Boote von anderen Revieren und so trifft sich im August halb Deutschland am Werbellinsee. Daneben fahren aber auch noch 15er und 20er Jollenkreuzer, die aber zum größten Teil vom See stammen.


Piratenregatta mit Startprahm an der Barschbergboje

Die übrigen Regatten für die Erwachsenen haben bei weitem nicht so große Starterfelder, erfreuen sich bei den Seglern des Sees aber nach wie vor großer Beliebtheit.

Schon früh wurde auch eine eigene Regatta für Kielboote durchgeführt. Anfangs als Langfahrt konzipiert, bei der die Segler den ganzen Tag beschäftigt sind, hat sich der zeitliche Umfang auf ca. 4 h für die schnellen Schiffe reduziert. Seit der Wende wird diese Regatta in Form einer Regattaserie – bestehend aus zwei Regatten je einer im Frühjahr und im Herbst – gestartet. Die Yachten werden nach Yardstick gewertet, was immer wieder zu heftigen Diskussionen führt. Aber am Ende zählt doch, daß man dabei war und Spaß hatte.

Höhepunkt für unsere Kinder und Jugendlichen ist sicherlich die Optiranglistenregatta Ende August.

Aber nicht den ganzen Tag wollen die Segler gegeneinander segeln, und so spielt das Fahrtensegeln, auch das organisierte, einen weiteren wesentlichen Bestandteil im Vereinsleben. Neben der Teilnahme am Fahrtensegeln über die Verbände, bei dem vor allem gesegelte Törns im Binnenland bzw. auf der Ostsee bewertet wurden, waren die Fahrtenseglertreffen auf dem See beliebte Saisonhöhepunkte.

Diese Treffen wurden abwechselnd von den Vereinen am See organisiert und hielten immer wieder spannende Überraschungen bereit. Einer der besonderen Höhepunkte war das Fahrtenseglertreffen 1983, bei dem verschiedene Aufgaben zu erfüllen waren. So mußte z.B. ein Besatzungswechsel durchgeführt werden und ein Notruder zum Segeln gebaut und benutzt werden. Und zum Abschluß wurde ein Schatz in der Schlangenbucht gesucht.


Unser Vereinsstander wurde und wird mit Stolz gezeigt

Seit der Wende wurde das Fahrtenseglertreffen durch einzelne Veranstaltungen der Vereine abgelöst. Das Sommerfest zur Mittsommernachtswende stellt bei uns den feierlichen Höhepunkt dar.

Entwicklungen

Anfänglich wurden die Regatten noch von einem Prahm gestartet, der meistens geschleppt, manchmal aber auch an die Startlinie gesegelt wurde. Das genügte den Anforderungen jedoch bald nicht mehr und seitdem wird von einem Kielboot, bzw. bei den Kielbootregatten von einem Jollenkreuzer, gestartet.


Startvorbereitung – der Prahm wurde auch zum Startplatz gesegelt

Um die Sicherheit bei den Regatten und auch beim Jugendtraining zu erhöhen, wurde schon 1957 der erste „Schlepper“, ein Motorboot, das auf den Namen „Pinguin“ getauft wurde, angeschafft.

Nach dem „Pinguin“ kam die „Beule“ und danach der „Hurrikan“, ein Schlepper, den die Sportfreunde der Sektion Segeln selbst ausgebaut haben.

1984 wurde der „Hurrikan“ an die BSG Schorfheide, den heutigen Yachtclub Schorfheide verkauft, wo er heute noch fährt.

Zur gleichen Zeit kaufte das Walzwerk für unsere Sektion Segeln den heute noch bei uns fahrenden Schlepper „Werbellinsee“. Ein altes Strommeisterboot von der Saale.

Neben den großen Booten wurden auch kleinere mit Außenbordmotor angeschafft. Zuerst ein „Hecht“ mit einer Forelle am Heck und zum Ende der 70er zwei Boote vom Typ „Trainer“. Diese Boote waren zunächst mit Motoren aus der Sowjetunion bestückt, die Motoren uns wegen ihrer Unzuverlässigkeit manche Sorgenfalte und immer wieder auch Kopfzerbrechen breiteten. Zum Glück konnten sie nach der Wende durch neue und umweltschonendere Motoren ersetzt werden.

Kommt man auf unser Gelände, dann sieht man Steganlagen, das Bootshaus, Hafenmeister -, Werkstatt- und Sanitärgebäude, die Optihalle, das Mehrzweckgebäude und vieles mehr. Die ersten errichteten Anlagen waren das Alte Bootshaus und die Steganlage im Innenhafen. Beide wurden 1952 gebaut. 1959 wurde das Bootshaus um den Anbau ergänzt. Dem folgten 1968 das Werkstattgebäude, 1975/76 das Mehrzweckgebäude mit dem Optiraum, 1988 das neue Sanitärgebäude, 1991/92 das Hafenmeistergebäude und schließlich in den letzten beiden Jahren der Bootshausneubau.

Möglich wurden die in den vergangenen 50 Jahren erbrachten Leistungen nur durch die freiwilligen Arbeitseinsätze unserer Mitglieder. Unterstützung kam dafür bis zur Wende durch das Walzwerk, der Neubau des Bootshauses wurde mit Hilfe des Landessportbundes Brandenburg realisiert.

Für viele ging die Bautätigkeit danach zu Hause weiter, denn auch die meisten Boote, die bis 1989 bei uns vom Stapel liefen, wurden von den Sektionsmitgliedern selbst gebaut, oder es wurden alte Boote wieder „flott“ gemacht.


Der Neubau im Frühjahr 2001

Auch unser Gelände hat in den letzten Jahren mehrfach Veränderungen erlebt. Durch die sehr gute Zusammenarbeit mit den jeweils verantwortlichen Forstbetrieben konnte das Vereinsgelände von anfangs ca. 600 qm auf jetzt 8285 qm erweitert werden.

nach 1989

Mit der gesellschaftlichen Wende 1989 und dem Anschluß der DDR an die Bundesrepublik Deutschland 1991 ergaben sich auch in unserem Verein markante Änderungen. Äußerlich sah man es daran, daß Pkw-Parkplätze knapper wurden und neue Boote keine Eigenbauten mehr waren. Aber es folgte auch eine Zeit der Verunsicherung. Viele unserer Mitglieder waren von Arbeitslosigkeit bedroht oder wurden in den Frühruhestand versetzt. Andere hatten so viel zu tun, daß ihnen die Zeit zur Ausübung des Sports fehlte.

Aber auch die Strukturen wurden geändert. Die DDR-Sport-Organisationen gingen mit Ihren westlichen Schwesterorganisationen zusammen oder in Ihnen auf. Der Bund Deutscher Segler kam zum Deutschen Segler Verband. Aus der BSG Stahl Finow wurde der eingetragene Verein „Sportverein Stahl Finow e.V.“

In diesem Verein gibt es mehrere Abteilungen (vorher Sektionen genannt), die sich nach der Vereinssatzung organisieren und das Vereinsleben nach eigenen Geschäftsordnungen durchführen. Bei der Neugestaltung des Vereinslebens in der Abteilung Segeln erhielten wir Unterstützung durch Segler des SC Frithjof – Haveleck e.V. aus Berlin-Tegel, die als Mitarbeiter von Thyssen-Stahl Verbindung zum VEB Walzwerk Finow hatten.

Die Wende brachte auch Änderungen bei den Besitzverhältnissen von Gebäuden und Land mit sich. Die Sportanlagen wurden durch den Einigungsvertrag den Gemeinden zugesprochen, das Land gehörte nicht mehr zum staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb, da dieser aufgehört hatte, zu existieren. Inzwischen ist es uns gelungen einen langfristigen Pachtvertrag für Gebäude und Land abzuschließen.

Trotz all dieser Veränderungen haben wir es geschafft, sowohl den Sportbetrieb mit den Schwerpunkten Jugendarbeit und Regattatätigkeit als auch das vielseitige Vereinsleben ohne großen Bruch bis heute weiterzuführen .

Unsere Abteilung hat z.Z. 161 Mitglieder, die in den unterschiedlichsten Bootsklassen als Regattasegler, als Fahrtensegler oder auch als „Kaffeesegler“ aktiv sind.

Boote unserer Abteilung nehmen in verschiedenen Bootsklassen an Ranglistenregatten, Landesmeisterschaften und Freundschafts-regatten teil.

Und auch unsere Fahrtensegler sind weiter aktiv und nutzen die neuen Möglichkeiten. Sie segeln auf den Binnenrevieren und auf der Ostsee und einige haben es sogar schon über den Atlantik bis nach Amerika geschafft.

Seit der Wende haben wir in der Saison einen ehrenamtlichen Hafenmeister. Er hilft unseren Gästen und sorgt gleichzeitig für Ordnung und Sicherheit auf dem Gelände. Der Hafenmeister wird im wöchentlichen Rhythmus von unseren Mitgliedern gestellt.

Seit Beginn der Neunziger bestehen freundschaftliche Beziehungen zu den Mitgliedern des SC St. Veit e.V. in Delmenhorst, die in vielen gegenseitigen Einladungen ihren Ausdruck finden. Hier gibt es viele Kontakte auch auf privater Ebene. Eine bessere Zusammenarbeit z.B. auch im Bereich Jugendsport scheitert leider all zu oft an der großen Entfernung zwischen den Revieren.

Seit 1994 erhielt der Segel Verein Stahl Finow sechs Mal in Folge die Blaue Europa Flagge für umweltbewusstes Verhalten. Alle mit dieser Auszeichnung geehrten Häfen und Vereine müssen einen umfangreichen Kriterienkatalog erfüllen und somit ihre vorbildliche Arbeit im Bereich Umweltschutz jährlich erneut nachweisen.


Die “Blaue Europa Flagge” als Auszeichnung für praktizierten Umweltschutz

Bereits vor der ersten Teilnahme war es im Interesse unseres Vereines die Umwelt als notwendige Grundlage des Segelsports zu schützen. Über eine Ausschreibung zur Teilnahme stellten wir unsere Maßnahmen zum besseren Schutz der Umwelt dar und erhielten als Auszeichnung die Blaue Europa Flagge für vorbildliche Umweltaktivitäten.

Ziel unserer Aktivitäten im Bereich Umweltschutz war und ist es Zeichen zu setzen, um auch weitere Initiativen und Institutionen anzuregen, ähnliches zu erreichen. Weiterhin werden wir uns aktiv und engagiert bemühen, so viel wie möglich für die Umwelt zu tun und die Anforderungen der Kommission zu übertreffen.