- Hochklassiger Segelsport bei anspruchsvollen Bedingungen
- Eckart/Jantz von Stahl Finow werden Landesmeister bei den Piraten
Unter durchaus anspruchsvollen Bedingungen fand am vergangenen Wochenende die 67.Werbellinseeregatta der Segler von Stahl Finow statt, diesmal nahezu unter Rekordbeteiligung.

Nach dem zahlenmäßigen Einbruch der Teilnehmerzahlen vor drei Jahren, war dem Verein bereits im Vorjahr die Stabilisierung gelungen und in diesem Jahr wurden die Vorjahresteilnehmerzahlen noch einmal deutlich getoppt. Zudem wurde die Werbellinseeregatta erneut in zwei Bootsklassen auch Landesmeisterschaft gewertet.
Mit fast 100 Booten in fünf Bootsklassen und mehr als 220 Teilnehmern auf dem Wasser, war die Regatta schon eine eindrucksvolle Kulisse sowohl für das Seglerherz als solches als auch die zahlreichen Schaulustigen, die bei gutem Sommer-Sonnen-Wetter vom Spring und vom Süßen Winkel oder der vorbeifahrenden „Altwarp“ aus spannende Wettkämpfe sehen konnten.
Neben den traditionellen Bootsklassen 20er-Jollenkreuzer, XY-lon und Pirat, waren diesmal sogar zwei Jugendklassen am Start, zusätzlich zu 420er-Jollen erstmals die neue Eventklasse 29er mit neun Booten. In allen anderen Klassen waren jeweils zwischen 18 und 25 Boote am Start, so dass immer auch eine Wertung als Ranglistenregatta möglich wurde.
Um den Jugendklassen und vor allem den 29ern optimale Wettkampfbedingungen zu bieten, hatte sich der Verein wie sonst bisher nur zum Askaniercup zur Teilung in zwei Startfelder entschieden. Unter Wettfahrtleiter Olaf Winkelmann starteten die drei traditionellen Erwachsenenklassen, während die Jugendboote unter Wettfahrtleitung von Christoph Laska separiert segelten. Dies forderte den Verein insbesondere im Hinblick auf die personellen und technischen Ressourcen, denn zwei Felder bedeutete jeweils zweimal Start- und Zielschiff, Schiedsrichter, Absicherungs- und Begleitboote. Und zusätzlich war nach den guten Erfahrungen des Vorjahres auch wieder ein Rot-Kreuz-Boot mit einer ausgebildeten Krankenschwester unterwegs; ein Arzt nahm als Segler teil, hätte aber jederzeit herausgelöst werden können. Um all dies organisatorisch abzusichern, mussten fast 30 Sportsfreunde auf die eigene Wettkampfteilnahme verzichten. Vor dem Hintergrund der gleichzeitig stattfindenden 140-Jahr-Feier zur Errichtung des Askanierturmes durch die Gemeinde Schorfheide und der starken Teilnehmerzahl war zudem die technische und logistische Unterstützung durch die Kanuten als Nachbarabteilung wieder unverzichtbar.
Gesegelt wurde auf dem westlichen Werbellinsee zwischen der Barschberg-Absperrung und Altenhof, wobei aufgrund der vorherrschenden südwestlichen Winde aus Richtung Altenhof in Richtung Eichhorst gestartet wurde, mit den Luv-Tonnen jeweils als westliche Begrenzung. Die Erwachsenen segelten vorrangig sogenannte „Olympische Kurse“, für die schnellsten Boote, die 20er-Jollenkreuzer, mit Zusatzdreieck, die Jugendlichen dagegen vorwiegend „Up-and-Down“-Kurse mit Luv-Tor. Der Wind war durchgängig ausreichend und frischte zeitweise auf mehr als 20 Knoten Windgeschwindigkeit bzw. fünf Windstärken bei leichten Drehungen auf, sodass insgesamt über beide Tage mehr als 10 Boote mindestens einmal unfreiwillig kenterten. In einem Fall erwischte es sogar einen der erfahrensten Wettfahrtsegler mit einem 20er Jollenkreuzer. Und während es die sportlichen Jollensegler im Regelfall schafften, ihre Boote innerhalb der Wettfahrt selbst wieder auf zu richten, war dies hier nicht mehr ohne technische Hilfe von den Sicherungsbooten möglich, was zugleich den Abbruch dieser Wettfahrt für die betroffenen Segler bedeutete. Aber natürlich nicht den Abbruch der Regatta. Auch leichtere Materialschäden waren zu verzeichnen, z.B. eine ausgerissene Fock (Vorsegel), sowie einige leichtere Verletzungen. Im Ergebnis war auch der Einsatz des Rot-Kreuz-Bootes wieder zielführend, allerdings gab es hier auch den einzigen wirklich negativen Zwischenfall, und zwar mit Surfern, die gar nicht zum Regattafeld gehörten, aber mehrfach durch den (Schifffahrtspolizeilich genehmigten) Absperrbereich unweit der Luv-Tonnen fuhren und dabei insbesondere die Jugendboote behinderten. Und auf diesen Verstoß gegen die Binnenschifffahrtsstraßenordnung angesprochen, beleidigten sie dann sogar noch den Bootsführer des Rot-Kreuz-Bootes. Ein Wort gab das andere und zum Schluss wurde sogar noch die Wasserschutzpolizei informiert, die allerdings gerade einen anderen Einsatz hatte…
Im Ergebnis schafften beide Wettfahrtleiter nach dem ersten Start am Sonnabend um 11 Uhr mit allen Klassen jeweils drei regelkonforme Wettfahrten und am Sonntag nach 10 Uhr noch einmal jeweils zwei, so dass letztlich in allen Klassen wie ausgeschrieben jeweils fünf Wertungsläufe erreicht worden waren, was für jede Crew die Streichung der jeweils schlechtesten Wertung ermöglichte. Dabei waren die Wertungen jeweils hart umkämpft und der Punktabstand zwischen Siegern und Platzierten im Endergebnis in keiner Klasse wirklich gravierend. Und wenn am Samstag aufgrund des relativ starken Windes sehr regelgetreu gesegelt wurde, so dass keine Frühstarts zu verzeichnen waren, so änderte sich dies am Sonntag mit den leicht schwächeren Winden sofort. In einer Klasse waren hier drei Frühstarts nacheinander zu bewältigen, sodass hier durchaus ein zeitlicher Verzug spürbar wurde, aufgrund der vorgegebenen Streckenlänge vor allem auf der Rückfahrt in den Hafen.
Im Ergebnis kann Stahl Finow sehr zufrieden sein:

Mit den Sportsfreunden Christian Eckart und Christopher Jantz in der Bootsklasse Pirat ging der Landesmeistertitel an die Gastgeber mit 12 Punkten nach fünf Wettfahrten, auch wenn in der offenen Wertung der Regatta selbst noch Phyllis und Donald Lippert vom Yachtclub Berlin Grünau vor ihnen gewertet wurden (9 Punkte), die auch die jeweils schnellste erste Kreuz, den sogenannten Horst-Bierbrauer-Pokal gewannen. Dritte von insgesamt 24 Booten wurden hier Andreas Magnus Ebel und Martin Ebel aus Güstrow. Die anderen Stahl Finower Segler belegten die Plätze 22 und 23, wurden also zumindest nicht letzte.
Auch in der Königsklasse, den 20er Jollenkreuzern, wurde der Stahl-Finower-Segler Tino Baldewein mit Crew Rene Vomering und Matthias Huhn insgesamt Zweiter (!) vor Jörg Witte mit Crew Karsten Schultz und Florian Weichert vom Tegeler SC. Der Sieg und die (hier offene) „Krone“ des Landesmeisters ging an aber Armin Eismann mit Crew Stefan Henkel und Bernd Muschke vom Berliner Segel-Club Argo mit zwei Punkten Vorsprung vor Baldewein. Aufgrund des unterschiedlichen Rennwertes der einzelnen 20er, waren hier aber noch zwei weitere „Erste“ in den langsameren Klassen B (Christian Höfer mit Crew aus Kirchmöser) und Klasse C (Stefan Lauk mit Crew von Stahl Finow) zu ehren. Auf den Plätzen folgen dann noch sieben weitere Boote vom Gastgeber; ein gutes Zeichen der Sportlichkeit!

Ebenfalls neun eigene Sportboote von Stahl Finow starteten auch in der XY-lon-Klasse und sicherten damit den dortigen Siegern Bärbel und Stefan Klaus vom Schweriner Yachtclub sowie den Platzierten Thomas Heide/ Frank Steinmeyer sowie Mike Bartel/ Claudia Müller von den Lindower Regattaseglern zumindest ein wertiges Ergebnis, wenn sie sich auch keinen Platz im Spitzenfeld ersegeln konnten. Bei den Jugendklassen war dies ähnlich, wobei der 29er bisher bei Stahl Finow im Verein noch gar nicht gesegelt wird. Entsprechend gingen hier Sieg und zweiter Platz nach Potsdam an Marc Handschug/ Bastian Herrmann sowie Maxime Brevart/ Titus Schildhauer sowie Platz 3 nach Berlin (Amal Zschech/ Hakon Hertwig). Und bei den 420ern gingen sogar alle drei ersten Plätze nach Berlin, allerdings immerhin Platz 1 an Lisa-Marie Kühn/ Leon Forche vom PSB Dahme, die seit vielen Jahren immer wieder gerne Gast bei Stahl Finow und auch regelmäßige Teilnehmerin an dessen Trainingslager ist. Platz 2 ging an Frederik van Lawik/ Darian Wöhlert und Platz 3 an Clara Rietz/ Hannah-Sophie Weggässer. Die drei teilnehmenden Boote von Stahl Finow belegten hier Platz 12, 15 und 16.

Toralf Reinhardt